Heute möchte ich Dir eine Person vorstellen, die mein Mindset wie keine andere geprägt hat – egal ob es um das Leben allgemein geht oder um spezielle Bereiche (Finanzen, Selbstdisziplin, Durchhaltevermögen, etc.). Vor 100 Jahren wurde er in Köln geboren. Zu Hause herrschte bitterste Armut, es gab kaum genug zu essen. 8 Kinder, zwei sterben früh. Die 5 Brüder teilen sich 2 Betten. Seine Schulzeit verbringt er im Kloster, denn die Eltern können nicht alle Kinder versorgen. Mit 14 geht er in die Lehre. Dann bricht der Zweite Weltkrieg aus. Während seine Heimatstadt Köln fast völlig zerstört wird, liegt er bei minus 20 Grad im „Loch“ irgendwo in Russland. Einem verwundeten russischen Soldaten rettet er das Leben, indem er ihn in seinem „Loch“ versorgt. Man droht ihm, den Russen zu erschießen. Da bricht es aus ihm heraus: „Dann schieß uns doch beide kapott! Der Russe bliev bei mir!“ Nach 10 Tagen legt er den russischen Soldaten nachts wieder in der Nähe der russischen Stellung ab. Er hat sich später sein Leben lang gefragt, was aus diesem Mann geworden ist. Nach dem Krieg kehrt er aus amerikanischer Gefangenschaft (die ihn ein Leben lang prägen sollte) nach Hause, gründet eine Familie und arbeitet viel: „Ich hatte mir geschworen, nie wieder in so einer Armut zu leben.“ Er macht bis zu 90 Überstunden im Monat, nur die Hälfte davon lässt er sich bezahlen („Der Firma ging es damals nicht so gut.“). Den ersten gemeinsamen Urlaub mit seiner Frau macht er zur Silberhochzeit. 1979 kommt dann sein Enkel zur Welt. Ihn wird er prägen mit seiner Einstellung zum Leben.
Mein Opa ist mein Held. Und mein Opa hatte einen Satz, der sich bei mir fest verankert hat:
„Wer weiß, wofür et joot es.“
Josef Müller
(Für alle Nicht-Rheinländer: „Wer weiß, wofür das gut ist.“) Diesen Satz nutze ich heute immer dann für mich, wenn Dinge passieren, die auf den ersten Blick „ungünstig“ erscheinen. Er drückt für mich drei Dinge aus: Einen grundsätzlichen Optimismus („joot“), eine Form der Demut („Wer weiß…“) und ein Urvertrauen ins Leben.
Vielleicht kennst Du die Rede von Steve Jobs „Connecting the dots.“ Falls nicht, kannst Du sie hier ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=UF8uR6Z6KLc
Die Aussage ist ähnlich. Wir verstehen erst im Nachhinein, warum die Dinge passiert sind. Oder anders ausgedrückt: Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden. (frei nach Kierkegaard).
„Wer weiß, wofür et joot es.“
Dieser Satz ist eine Art Ergänzung zur Aussage Frankls. Es ist eine Möglichkeit, auf ein Ereignis zu reagieren. Das muss gar nicht unmittelbar nach dem Ereignis sein. Dieser Satz kann jedem Ereignis eine (positive!) Bedeutung und damit einen Sinn geben. Für mich schwingt hier außerdem eine Form der Leichtigkeit mit.
Was macht der Satz mit Dir? Kannst Du ihn auf Dein Leben, auf Ereignisse in Deinem Leben übertragen? Schick mir gerne Deine Gedanken dazu.
Eigentlich wollte ich den Newsletter ganz anders beginnen: Mit einer Geschichte, die Dir vielleicht schon bekannt ist und die perfekt zu dem Mindset meines Opas passt. Doch dann kam alles anders: Die Gedanken flossen und ich möchte Deine Zeit wertschätzen. Natürlich habe ich die oft zitierte Geschichte vom Bauern und seinem Pferd diesem Newsletter trotzdem beigefügt.
Josef Müller kannte die Geschichte mit Sicherheit nicht. Seine Lebenserfahrung hat ihn diesen Satz formen lassen. Und es würde ihn glücklich machen, zu sehen, dass dieser Satz auch nach seinem Tod anderen Menschen als Inspiration dienen kann.
Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meinen Newsletter zu lesen. Teile gerne Deine Gedanken mit mir, egal in welcher Form.
Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute und freue mich auf alles, was noch kommt!
Herzliche Grüße aus Köln
Dein Thomas